Caritasverband steht Wehrdienstmodell offen gegenüber

Nach der Schule zum Bund – oder in den Zivildienst: Für viele war das früher ganz normal. Doch seit 2011 ist die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt.

Jetzt plant die neue Bundesregierung eine Rückkehr – zunächst auf freiwilliger Basis.

Der geschäftsführende Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) möchte das geplante Wehrdienstmodell der künftigen Bundesregierung noch in diesem Jahr einführen. 18-jährige junge Männer und Frauen werden angeschrieben und gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, ob sie einen freiwilligen Wehrdienst absolvieren wollen. Über dieses Verfahren sollen jährlich 5.000 zusätzliche Wehrdienstleistende gewonnen werden. Sollte das Modell nicht funktionieren, ist auch eine Rückkehr zur verpflichtenden Wehrpflicht nicht ausgeschlossen.

Diskutiert wird zudem über ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr – ähnlich dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), nur eben verpflichtend. Das würde auch soziale Einrichtungen betreffen, bei denen junge Menschen solche Dienste leisten könnten.

Der Caritasverband Aachen steht einem solchen Modell offen gegenüber. Vorstand Bernhard Verholen erklärt, dass ein verpflichtendes Jahr für viele junge Menschen sinnvoll sein kann. „Wir haben in den Zeiten, als es Zivildienst gab, immer wieder festgestellt, dass da Menschen für sich auch eine Berufsperspektive entdeckt haben. Insofern ist es auch das Hineinschauen in bestimmte Lebenswelten, wo sie bei freiwilliger Wahl keinen Zugang zu gefunden hätten“, sagt er im 100,5-Interview.

Auch die Mehrheit der Menschen in Deutschland spricht sich laut aktuellen Umfragen für eine Wiedereinführung des Wehr- oder Zivildienstes aus – rund 72 Prozent sind dafür. Einzig bei den jungen Menschen selbst gibt es noch Zurückhaltung. Viele lehnen eine Verpflichtung ab. Doch gerade die sei sinnvoll, meint Verholen: „Gesellschaftlicher Zusammenhalt gelingt nur, wenn Menschen sich engagieren.“ Das sei schon immer der Grundgedanke von Sozialverbänden gewesen – und auch der Grundgedanke eines Wehr- und Zivildienstes.